14 Juli 2012

Automatischer Fischzähler


Monitoring des Fischaufstieges an der Sieg mit einem automatischen Fischzähler aus Island.

Von Armin Nemitz, Rheinischer Fischereiverband

Seit Mitte 2009 wird an der Kontrollstation für Wanderfische am Siegwehr Buisdorf
ein automatisches Fischzählsystem, der so genannte „river watcher“ der Firma VAKI
Ltd. aus Island eingesetzt. Das System besteht aus einem Infrarotscanner und einer
nachgeschalteten digitalen Videokamera. Das Projekt wird von der „Stiftung Wasserlauf“
des Rheinischen Fischereiverbandes von 1880 e.V. koordiniert und von der Bezirksregierung
Köln gefördert.
Die Besonderheiten der Örtlichkeit ohne direkte Stromversorgung stellten die Ingenieure
von VAKI vor eine besondere Herausforderung. Erstmals wird in Buisdorf die
Funkübertragung der Daten auf einen Remotecomputer erprobt, der im Vereinsheim
des Siegburger Fischschutzvereins gegenüber der Kontrollstation installiert ist. Von
dort aus können die Signale via Internet von den Fachleuten des Rheinischen Fischereiverbandes
und von einem schwedischen VAKI-Experten abgerufen und digital
ausgewertet werden. Die Energieversorgung an der Zähleinheit wird über ein Solarpanel
sichergestellt.
Nach einigen technischen Anpassungen in der Startphase 2009 Jahr liegen sehr gute
Aufzeichnungen über aufsteigende Lachse und Meerforellen vor, die in 2009 noch
durch den parallelen Fang der Fische evaluiert wurden. Die ersten Auswertungen
des betreuen Fachingenieurs aus Schweden erbrachten dabei eine erstaunlich genaue
Deckung des registrierten Nettoaufstiegs mit dem tatsächlichem Fang, obwohl
die Scanneraufzeichnungen erkennen ließen, dass viele Lachse nach einem ersten
Fang die Reuse wieder verlassen hatten und dann nochmals aufstiegen.
Seit Anfang 2010 läuft die Gesamtanlage mit technischen Anpassungen ohne parallelen
Fang absolut störungsfrei. Seit nun die Wassertemperatur gegen Ende März in
der Sieg auf über 9° C angestiegen ist, registriert das System verstärkte Aktivität in
Form von hunderten aufwandernden Nasen, Äschen, einigen Forellen und Döbeln.
Dabei werden Größen von Fischen registriert, die aufgrund der Stabweite des Reusensystems
(4 cm) bisher nicht erfasst werden konnten. Zurzeit wird durch den Einsatz
einer „Rauen Bodenplatte“ versucht, die Fische zu einer ruhigen Präsentation
vor der Kamera im Videotunnel bei gleichzeitigem zügigem Durchschwimmen durch
diesen Tunnel auch bei unterschiedlichen Abflussverhältnissen (Strömungsgeschwindigkeiten)
zu bewegen. So können Doppelzählungen und damit der Aufwand
für die Auswertung minimiert werden.
Mit dem Einsatz des „river watchers“ erwarten sich die Fachleute neue Erkenntnisse
über Fischwanderung am Standort. Zusätzlich reduziert sich durch die nun „freie“
Wanderung der Stress für die Fische. Nicht zuletzt setzt die automatische Zählung,
die künftig außerhalb des Lachslaichfischfangs eingesetzt werden soll, ein Quantum
Personalkapazität frei, das an anderer Stelle des Wanderfischprogamms wie zum
Beispiel beim Laichfischtransport, beim Besatz oder bei der Kontrolle der Smoltabwanderung dringend benötigt wird.

Der Erfolg in Buisdorf hat bereits andere Interessenten in Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz und den Niederlanden auf den Plan gerufen. Denkbar ist der Einsatz
des Zählsystems im Verbund mit anderen Monitoringstationen an anderen Flusssystemen,
so wie es beispielsweise in Island oder Schweden der Fall ist. Die Fachkräfte
des Rheinischen Fischereiverbandes sehen jedenfalls mit Zuversicht und Spannung
der kommenden Aufstiegssaison entgegen.

1 Kommentar:

  1. Was früher mit sehr viel mehr Aufwand betrieben werden mußte wird durch eine solche techn. Neuheit die ganze Arbeit um Einiges erleichtern und vereinfachen.

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